Glencoe - Historischer Roman by Charlotte Lyne

Glencoe - Historischer Roman by Charlotte Lyne

Autor:Charlotte Lyne
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Verlagsgruppe Luebbe GmbH Co KG
veröffentlicht: 2010-09-22T00:00:00+00:00


Solange das Wetter es erlaubte, übten sich die Männer von Glencoe mit Waffen und gaben ihren Söhnen Unterricht. Für gewöhnlich erhielt ein Knabe seine erste Lektion, wenn er acht Jahre alt war und eine gewisse Breite in den Schultern erlangt hatte, doch es gab auch Jungen, die früher bereit waren, und andere, die man noch schonte, weil sie zu klein oder zu zart erschienen. Sandy Og war weder klein noch zart gewesen, hatte sich aber so ungeschickt angestellt, dass sein Vater ihm zuerst eine Tracht Prügel und sodann ein weiteres Jahr in der Obhut der Frauen verordnet hatte. Die Prügel bekam er, damit niemand glaubte, der MacIain ließe seinen Söhnen Schwäche durchgehen. Die Hoffnung, ein paar Dutzend mit dem Stock richteten bei dieser Memme von Sohn noch etwas aus, hegte er zu jener Zeit jedoch gewiss nicht mehr.

John dagegen hatte zu jenen Knaben gehört, die vor der Zeit das Holzschwert führen und den Jagdbogen spannen konnten. Sandy Og hatte ihm hinter einem Baumstamm versteckt häufig zugesehen, Hände und Wangen glühend vor Bewunderung. Sein Bruder focht mit Messer, Schwert und Dolch so mühelos, so ganz eins mit sich, wie seine Milchschwester tanzte.

Als das Jahr um war, unterwies der MacIain seinen Jüngsten nicht selbst, sondern bat den alten Achtriachtan, ihn zusammen mit seinen Söhnen auszubilden. Die Kränkung hatte sich Sandy Og ins sonst so schlechte Gedächtnis gebrannt. Er hätte den Vater anbetteln wollen, ihn lieber täglich zu prügeln, als ihn wegzuschicken. Da das nicht möglich war, hatte er sich bisweilen gedacht: Wenn ich ein Mann bin, will ich meinen Vater hassen wie er mich.

Inzwischen wünschte sich Sandy Og, er könne tun, was sein Vater getan hatte: seinen Sohn wegschicken, es einem anderen überlassen, sein Scheitern mitzuerleben. Ihm lag nichts daran, dass Duncan sich im Umgang mit dem Schwert bewährte, aber der Eifer und die unvermeidliche Enttäuschung des Jungen schnitten ihm ins Herz. Dass sein Sohn litt, was er gelitten hatte, war unerträglich. Zumal Duncan an seinem Versagen schuldlos war, denn auf einem Bein ließ sich kein Schwert schwingen.

Hätte Duncan zwei gesunde Beine gehabt, hätte er ohne Zweifel alle übertroffen. Er war fleißig, mutig und klug, und was ihm an Muskelkraft fehlte, machte er durch Wendigkeit wett. Es war nicht gerecht, dass einem Kind, das sich so mühte, der Lohn verwehrt blieb. Sandy Og hatte ihm das Holzschwert so leicht wie möglich geschnitzt, und Duncans Geschick verdiente Beifall, doch er würde nie gut genug werden, um mit anderen Jungen Übungskämpfe auszufechten; zudem hätte keiner der andern Duncan als Kampfgegner geduldet. Wäre es nach den übrigen Vätern gegangen, wäre Duncan ohnehin nicht unterrichtet worden, sondern als der Krüppel lebenslang vor jeder Gefahr beschützt. Duncan aber brannte auf die Unterweisung an der Waffe wie kein Zweiter, und zu Sandy Ogs Verblüffung fand sich auch einer, der sich als Gegner für ihn zur Verfügung stellte: Angus, Gormals Sohn.

Am Abend nach der ersten Lektion, in der Sandy Og jeden von Duncans stolpernden Schritten überschwänglich gelobt hatte, war Angus ihm sogar nachgegangen, um ihn zu mahnen: »Ich bitt um Vergebung, aber so dürft Ihr Duncan nicht anfassen.



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